Ziele setzen? Ich? Mir?
Nö! Wozu denn? Zielstrebigkeit reizt mich gar nicht. Es geht mir doch gut so.
Als ob ich mir jetzt Stress machen wollen würde!
Aus diesem Hamsterrad bin ich doch gerade erst ausgestiegen.
Ich war Projektleiterin und Teamleiterin und hatte so einige Ziele, die ich erreichen sollte. Mich schauderts schon bei dem Gedanken!
Da gab es Ziele-Workshops zum Ende jeden Jahres und Zielvereinbarungen. Zielerreichungs-Checkups und Zielkorridore. Da gab es Strategien, die in Ziele herunter gebrochen werden wollten. Es gab Jahres- und Projektziele. Zielkoordinierungsgespräche und Zielerreichungsgrade. Es gab Unterziele und Zwischenziele. Nicht zu vergessen die Zielkonflikte und die Hidden Agendas. Zielstrebigkeit als A und O.
Richtig unerträglich wurde dieser ganze Zielehokuspokus für mich, als ich lernte wie ich mit NLP-Methoden Ziele setzen kann. Da stellte ich nämlich fest, dass keines dieser Ziele wirklich das Wort Ziel auch nur verdient hätte. So viel Wirbel um Nichts. So viel Zielstrebigkeit ohne Ziel.
Da war ich doch mit meiner privaten Entscheidung, keine Ziele zu haben, vergleichsweise sehr zufrieden. Ich habe einfach so in den Tag hineingelebt. Das heißt nicht, dass in meinem Leben immer alles gleichgeblieben wäre. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht gerne verändert habe. Ich liebe Veränderungen und Abenteuer. Schon immer. Nur geplant habe ich es nie. Veränderungen machen mir keine Angst und ich habe den festen Glauben, dass alles was geschieht, immer gut für mich ist.
Ganz ohne Zielstrebigkeit: Mir fliegt alles zu
Aus meiner Liebe zur Veränderung habe ich immer wieder Veränderungen und Chancen in mein Leben gezogen. Heute weiß ich, dass dahinter das Gesetz der Anziehung steckt. Und ich habe tolle Glaubenssätze dazu entwickelt. Einer meiner Lieblingssätze ist „Mir fliegt immer alles einfach zu.“ Geil, oder? Das ist kein Mantra, keine Affirmation. Ich hoffe nicht, dass es stimmt, ich weiß es. Tief, tief in meinem System verankert und durch viele, viele Erfahrungen bestätigt.
So flog mir eines Tages auch NLP zu, als ich begonnen hatte, wirklich große Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen und mir noch größere wünschte. Offensichtlich war das Universum der Meinung, ich könnte dabei ein bisschen mehr Unterstützung gebrauchen. Denn noch immer lebte ich einfach so in den Tag hinein. Folgte mehr und mehr meinem Gefühl, ganz ohne Zielstrebigkeit, wusste aber nicht so recht wohin.
Aus meinem Job wusste ich, dass Zielstrebigkeit, Visionen und Strategien dazu dienen, die täglichen Entscheidungen zu erleichtern. Gerade wenn die Entscheidungen in einer klassischen Führungshierarchie delegiert sind. Ich merkte, dass ich mich in Bezug auf große Veränderungen schwertat, Entscheidungen zu treffen. Mir fehlte sozusagen, das große Ganze, die Leitlinie. Wo sollte die Reise denn hingehen? Und dennoch wehrte sich in mir alles, mir private Ziele zu setzen.
Ziele waren für mich Termine. Bis dahin MUSST Du dieses und jenes erreicht haben. Das wird kontrolliert. Zielstrebigkeit war Pflichtprogramm. Da gibt es Checklisten und Meilensteine. Ich fühle schon bei diesen Sätzen den Kloß im Hals und einen Würgereiz. Wow! Das widerspricht so sehr meiner Persönlichkeit, meinem Charakter. So bin ich einfach nicht.
Zum Glück – oder dem Universum sei Dank – kam da die NLP Ausbildung in mein Leben geflogen. Ich war nicht begeistert, als ich da auf meinem Stuhl im Seminarraum saß und vorne auf dem Flipchart „Ziele“ stand. Wie oft hatte ich Seminare zum Thema Ziele oder Zielstrebigkeit besucht – oder selber gegeben. Laaaangweiiiliiiig! Und dann kam alles anders.
Zielstrebigkeit ist laaaangweilig. Doch dann…
All meine Glaubensätze über Ziele wurden über den Haufen geworfen! Aber hallo!
Plötzlich sollte ich Ziele fühlen und mir Ziele setzen, von denen ich keine Ahnung hatte, wie ich sie erreichen soll. Whaaat? Da hatte ich jahrelang als Projektleiterin Ziele messbar formuliert und klein gehackt, bis ich wusste wie und wann ich sie erreiche. Klar, wollte ich solche Ziele nicht in meinem Privatleben haben. Doch hier hieß es plötzlich „Mach deine Ziele so groß, bis du dieses Kribbeln in dir spürst, bis du das dringende Bedürfnis hast, dorthin zu wollen.“ und „Was du nicht malen kannst, kannst du nicht erreichen.“ Diese Sätze bewegten etwas in mir.
So hatte ich das noch nie gesehen. Es ergab Sinn für mich und es begann im mir zu arbeiten. Da war ein Teil von mir, der war spontan restlos begeistert. Das war der Teil von mir, der schon immer unbewusst fröhlich vor sich hin manifestierte. Der Teil von mir, der gerne tagträumte und Geschichten schrieb. Dieser Teil von mir, wusste intuitiv wie das geht und war ganz hibbelig darauf, das alles bewusst anzuwenden.
Und da war ein anderer Teil in mir, der dagegenhielt. Der Teil der so genervt war von diesem ganzen Zielezirkus im Büro. Der Teil dachte immer noch „Ja, ja. Dann träumst du dir so ein schönes Ziel zusammen und dann, warte nur, dann kommt der Moment, wo die hier auch sagen, dass du es runterbrechen musst und Zwischenziele brauchst und Termine mit dir selbst vereinbaren sollst. Warte nur ab. Das ist doch immer so!“
Abends ging ich am See spazieren. Ganz allein. Ich brauchte Ruhe, nach diesem aufwühlenden Seminar. Zielstrebigkeit? Keine Spur. Ich begann in meinen Erinnerungen zu kramen. Ich betrachtete nochmal die Veränderungen, die ich erfolgreich umgesetzt hatte. Wie hatte ich das gemacht? Und die Dinge, die in meinem Leben einfach nicht vorwärts gehen wollen. Wie mache ich es da? Und half mir dort meine Zielstrebigkeit?
Und da ging mir ein Licht auf. Ich hatte doch schon immer private Ziele. Die entsprachen nur nicht der alten Definition, die ich im Projektmanagement gelernt hatte. Es waren schon immer Ziele, die ich fühlen und malen konnte, die ich spielend leicht erreichte. Unbewusst. Voller Lebensfreude.
Ziele, die ich malen kann
Genial! Ja, solche Ziele will ich. Damit konnte ich etwas anfangen.
Dennoch war es nicht so einfach mein unbewusstes Vorgehen auch ins Bewusstsein zu überführen.
Ich wollte ein glückliches Leben. Wie soll ich das denn malen? Was gehört da alles dazu? Was macht mich glücklich? Wow. Diese Form von Zielen, war eine riesige Herausforderung. Sie forderte mich heraus, auszuprobieren. Denn ich wusste noch gar nicht wirklich, was mich alles glücklich macht. Und gleichzeitig, entsprach es doch sehr meinem bisherigen „ziellosen“ Vorgehen, meinem Gefühl zu folgen.
Es dauerte, bis ich Ziele für mich gefunden hatte. Ziele, die ich malen konnte. Ziele, die ich mir so groß gemacht habe, dass sie nicht nur Kribbeln, sondern ein tiefes Verlangen in mir auslösen. Ziele, die so groß sind, dass ich mich manchmal noch scheue sie auszusprechen, weil sie einfach RIIIIIESIG sind. Ziele, von denen ich nicht weiß, wie ich sie erreichen kann, nur dass ich sie erreichen will.
Alleine hätte ich das nicht geschafft. Dazu habe ich immer wieder Unterstützung benötigt und mir Hilfe geholt. Ja, ich habe auch wirklich Geld dafür ausgegeben und Coaches bezahlt mir zu helfen. Das war nötig. Ich hatte ja fast 40 Jahre völlig anders gedacht. Da war auch immer noch diese kleine Projektleiterin in mir, die immer wieder Dinge sagte wie „Jetzt fang mal an mit deiner Rückwärtsterminierung!“ oder „Was sind denn die einzelnen Arbeitspakete?“.
Solche Sätze erzeugten in mir immer wieder Widerstand. Und ich wollte jetzt doch keine Zeit mehr verschwenden. Ich wollte keinen langsamen Prozess, mit gefühlten 1000 Rückschlägen und es mir selbst immer wieder zerreden. Ich bin so ein All-in-Mensch. Ich wollte schnelle, leichte Veränderung, damit ich dann wirklich durchstarten kann. Dafür habe ich also wirklich nochmal in mich investiert. Das hat sich unglaublich gelohnt für mich.
Und da bin ich wieder zurück an meinem Ausgangspunkt. Ich liebe Veränderungen und ich folge meinem Gefühl. Und jetzt hat mein Gefühl eine Leitlinie. Ich weiß, was ich eines Tages erreichen will und so entdecke ich viel leichter die Chancen, die so in mein Leben geflogen kommen, und die in die richtige Richtung führen.
Zielstrebig dank großer Ziele
Dank meiner riesigen Ziele, in die ich mich jeden Tag hineinfühle, habe ich immer wieder den Mut, meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren. Denn Ziele entwickeln sich unterwegs. Ich ändere sie immer wieder. Ergänze sie. Detailliere sie. Oder ersetze Teile davon komplett. Früher dachte ich tatsächlich, dass ich Ziele nicht ändern darf, wenn ich sie einmal gesetzt habe. Dass ich sie dann erstmal erreichen muss, bevor es von dort aus weiter geht.
In meiner alten Job-Welt nannte man das „moving Target“ und die sind böse. Ich muss gerade lachen. Ich hatte früher wirklich Stress auf Ziele. Vielleicht nennt Holger diese neue Art der Ziele auch deswegen UnZiele. Denn sie sind wirklich komplett anders.
Früher habe ich auch gedacht, dass sich Zielstrebigkeit und Lebensfreude widersprechen. Heute bin ich so dankbar für die Erkenntnis, dass sie zusammengehören wie Pommes und Mayo. Jedenfalls in meiner Welt.
Apropos meine Welt. Vielleicht fragst du dich ja, was sich bei mir mit den UnZielen alles verändert hat.
Erstens: Ich bin keine Projektleiterin mehr. Ich habe meinen Job gekündigt und mich selbständig gemacht. Heute bin ich HypnoseCoach und helfe Menschen dabei ihren inneren Kompass wieder zu finden: ihre Gefühle. Die sind nämlich dein allerwichtigstes „Tool“ um deine UnZiele zu finden und auf dem Weg zu navigieren. Warum viele von uns ihre Gefühle nicht so richtig wahrnehmen und wie du das ändern kannst, das ist eine andere Geschichte. Wenn du neugierig bist, schau doch mal auf meiner Seite vorbei
Zweitens: Ich lebe in einer unvorstellbar glücklichen Beziehung und wir haben so viele großartige, gemeinsame Träume. Wir wachsen an einender und miteinander und beflügeln uns gegenseitig. Ich hatte nie geglaubt, dass Freiheit und Geborgenheit gleichzeitig gehen, aber als ich mir darüber klar wurde, dass ich genau das will, ging es doch.
Drittens: Ich liebe mein Leben jeden Tag und warte nicht mehr darauf, dass irgendetwas passiert, was mich glücklich macht. Ich habe das komplett selbst in der Hand. Immer. Das ist das wundervollste Gefühl überhaupt.
Viertens: Ich habe mich von den Zielen anderer befreit. Denn meine Gefühle und meine UnZiele leiten mich dahin wo ich mich gut fühle. Was auch immer in unserer Gesellschaft als erstrebenswert gilt oder die Werbung uns Glauben machen will.
Unterm Strich, bin ich jetzt einfach ich. Durch und durch. Und ich freue mich jeden Tag so sehr auf meine Ziele, als ob ich schon da wäre. Ha! Das ist vielleicht die Quintessenz der UnZiele. Wenn du dich beim Planen schon so freust, als ob du es schon erreicht hast, dann hast du es schon erreicht. Fühl da mal drüber nach. ?