72 Stunden Regel

Die 72 Stunden Regel: Wenn Du Dir ein Ziel setzt und innerhalb von 72 Stunden nicht den ersten Schritt auf Deinen Weg tust, dann wirst Du das Ziel mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals erreichen.

Was im ersten Moment, wie eine unglaubliche Gemeinheit klingt, ist in Wirklichkeit ein sehr nützlicher Sicherungsmechanismus. Denn wenn Du nicht innerhalb von 72 Stunden beginnst, dann ist Dir dieses Ziel sehr wahrscheinlich (bewusst oder unbewusst) nicht besonders wichtig.

Zumindest hast Du 72 Stunden lang ALLE anderen Dinge höher priorisiert. Und wenn in den 72 Stunden, in denen Dein Ziel noch am frischesten und motivierendsten ist, dennoch ALLES Andere wichtiger war – Vom Müll runter bringen, bis hin zum Treffen mit Freunden? – Dann wird das höchstwahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben.

Du würdest also viel Energie benötigen, um die dennoch irgendwie zu motivieren. Du würdest nach ersten erfolglosen Versuchen Meilensteine setzen. Dann Dir Belohnungen versprechen und vielleicht einen Vertrag mit Dir selbst abschließen.

Und das würde sich vielleicht über Wochen, Monate und im schlimmsten Fall auch über Jahre hin ziehen. Nur um am Ende doch ein Deasaster zu werden.

Entweder, weil Du das Ziel nicht erreichst oder weil Dich das Erreichen des Ziels am Ende nicht glücklich macht.

Daher: Danke 72 Stunden Regel!

Zielstrebigkeit und Lebensfreude verbinden

Ziele setzen? Ich? Mir?

Nö! Wozu denn? Zielstrebigkeit reizt mich gar nicht. Es geht mir doch gut so.

Als ob ich mir jetzt Stress machen wollen würde!

Aus diesem Hamsterrad bin ich doch gerade erst ausgestiegen.

Ich war Projektleiterin und Teamleiterin und hatte so einige Ziele, die ich erreichen sollte. Mich schauderts schon bei dem Gedanken!

Da gab es Ziele-Workshops zum Ende jeden Jahres und Zielvereinbarungen. Zielerreichungs-Checkups und Zielkorridore. Da gab es Strategien, die in Ziele herunter gebrochen werden wollten. Es gab Jahres- und Projektziele. Zielkoordinierungsgespräche und Zielerreichungsgrade. Es gab Unterziele und Zwischenziele. Nicht zu vergessen die Zielkonflikte und die Hidden Agendas. Zielstrebigkeit als A und O.

Zielstrebigkeit beim Ausstieg aus dem Hamsterrad
Zielstrebisgkeit im Hamsterrad. Foto von Silje Roseneng on Unsplash

Richtig unerträglich wurde dieser ganze Zielehokuspokus für mich, als ich lernte wie ich mit NLP-Methoden Ziele setzen kann. Da stellte ich nämlich fest, dass keines dieser Ziele wirklich das Wort Ziel auch nur verdient hätte. So viel Wirbel um Nichts. So viel Zielstrebigkeit ohne Ziel.

Da war ich doch mit meiner privaten Entscheidung, keine Ziele zu haben, vergleichsweise sehr zufrieden. Ich habe einfach so in den Tag hineingelebt. Das heißt nicht, dass in meinem Leben immer alles gleichgeblieben wäre. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht gerne verändert habe. Ich liebe Veränderungen und Abenteuer. Schon immer. Nur geplant habe ich es nie. Veränderungen machen mir keine Angst und ich habe den festen Glauben, dass alles was geschieht, immer gut für mich ist. 

Ganz ohne Zielstrebigkeit: Mir fliegt alles zu

Aus meiner Liebe zur Veränderung habe ich immer wieder Veränderungen und Chancen in mein Leben gezogen. Heute weiß ich, dass dahinter das Gesetz der Anziehung steckt. Und ich habe tolle Glaubenssätze dazu entwickelt. Einer meiner Lieblingssätze ist „Mir fliegt immer alles einfach zu.“ Geil, oder? Das ist kein Mantra, keine Affirmation. Ich hoffe nicht, dass es stimmt, ich weiß es. Tief, tief in meinem System verankert und durch viele, viele Erfahrungen bestätigt.

So flog mir eines Tages auch NLP zu, als ich begonnen hatte, wirklich große Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen und mir noch größere wünschte. Offensichtlich war das Universum der Meinung, ich könnte dabei ein bisschen mehr Unterstützung gebrauchen. Denn noch immer lebte ich einfach so in den Tag hinein. Folgte mehr und mehr meinem Gefühl, ganz ohne Zielstrebigkeit, wusste aber nicht so recht wohin. 

Aus meinem Job wusste ich, dass Zielstrebigkeit, Visionen und Strategien dazu dienen, die täglichen Entscheidungen zu erleichtern. Gerade wenn die Entscheidungen in einer klassischen Führungshierarchie delegiert sind. Ich merkte, dass ich mich in Bezug auf große Veränderungen schwertat, Entscheidungen zu treffen. Mir fehlte sozusagen, das große Ganze, die Leitlinie. Wo sollte die Reise denn hingehen? Und dennoch wehrte sich in mir alles, mir private Ziele zu setzen. 

Ziele waren für mich Termine. Bis dahin MUSST Du dieses und jenes erreicht haben. Das wird kontrolliert. Zielstrebigkeit war Pflichtprogramm. Da gibt es Checklisten und Meilensteine. Ich fühle schon bei diesen Sätzen den Kloß im Hals und einen Würgereiz. Wow! Das widerspricht so sehr meiner Persönlichkeit, meinem Charakter. So bin ich einfach nicht. 

Zum Glück – oder dem Universum sei Dank – kam da die NLP Ausbildung in mein Leben geflogen. Ich war nicht begeistert, als ich da auf meinem Stuhl im Seminarraum saß und vorne auf dem Flipchart „Ziele“ stand. Wie oft hatte ich Seminare zum Thema Ziele oder Zielstrebigkeit besucht – oder selber gegeben. Laaaangweiiiliiiig! Und dann kam alles anders. 

Zielstrebigkeit ist laaaangweilig. Doch dann…

All meine Glaubensätze über Ziele wurden über den Haufen geworfen! Aber hallo!

Plötzlich sollte ich Ziele fühlen und mir Ziele setzen, von denen ich keine Ahnung hatte, wie ich sie erreichen soll. Whaaat? Da hatte ich jahrelang als Projektleiterin Ziele messbar formuliert und klein gehackt, bis ich wusste wie und wann ich sie erreiche. Klar, wollte ich solche Ziele nicht in meinem Privatleben haben. Doch hier hieß es plötzlich „Mach deine Ziele so groß, bis du dieses Kribbeln in dir spürst, bis du das dringende Bedürfnis hast, dorthin zu wollen.“ und „Was du nicht malen kannst, kannst du nicht erreichen.“ Diese Sätze bewegten etwas in mir.

So hatte ich das noch nie gesehen. Es ergab Sinn für mich und es begann im mir zu arbeiten. Da war ein Teil von mir, der war spontan restlos begeistert. Das war der Teil von mir, der schon immer unbewusst fröhlich vor sich hin manifestierte. Der Teil von mir, der gerne tagträumte und Geschichten schrieb. Dieser Teil von mir, wusste intuitiv wie das geht und war ganz hibbelig darauf, das alles bewusst anzuwenden. 

Und da war ein anderer Teil in mir, der dagegenhielt. Der Teil der so genervt war von diesem ganzen Zielezirkus im Büro. Der Teil dachte immer noch „Ja, ja. Dann träumst du dir so ein schönes Ziel zusammen und dann, warte nur, dann kommt der Moment, wo die hier auch sagen, dass du es runterbrechen musst und Zwischenziele brauchst und Termine mit dir selbst vereinbaren sollst. Warte nur ab. Das ist doch immer so!“

Abends ging ich am See spazieren. Ganz allein. Ich brauchte Ruhe, nach diesem aufwühlenden Seminar. Zielstrebigkeit? Keine Spur. Ich begann in meinen Erinnerungen zu kramen. Ich betrachtete nochmal die Veränderungen, die ich erfolgreich umgesetzt hatte. Wie hatte ich das gemacht? Und die Dinge, die in meinem Leben einfach nicht vorwärts gehen wollen. Wie mache ich es da? Und half mir dort meine Zielstrebigkeit?

Kind spielt am Strand voller Lebensfreude
Zielstrebigkeit? Keine Spur! Lebensfreude Pur! Foto von Leo Rivas on Unsplash

Und da ging mir ein Licht auf. Ich hatte doch schon immer private Ziele. Die entsprachen nur nicht der alten Definition, die ich im Projektmanagement gelernt hatte. Es waren schon immer Ziele, die ich fühlen und malen konnte, die ich spielend leicht erreichte. Unbewusst. Voller Lebensfreude.

Ziele, die ich malen kann

Genial! Ja, solche Ziele will ich. Damit konnte ich etwas anfangen.

Dennoch war es nicht so einfach mein unbewusstes Vorgehen auch ins Bewusstsein zu überführen. 

Ich wollte ein glückliches Leben. Wie soll ich das denn malen? Was gehört da alles dazu? Was macht mich glücklich? Wow. Diese Form von Zielen, war eine riesige Herausforderung. Sie forderte mich heraus, auszuprobieren. Denn ich wusste noch gar nicht wirklich, was mich alles glücklich macht. Und gleichzeitig, entsprach es doch sehr meinem bisherigen „ziellosen“ Vorgehen, meinem Gefühl zu folgen.

Es dauerte, bis ich Ziele für mich gefunden hatte. Ziele, die ich malen konnte. Ziele, die ich mir so groß gemacht habe, dass sie nicht nur Kribbeln, sondern ein tiefes Verlangen in mir auslösen. Ziele, die so groß sind, dass ich mich manchmal noch scheue sie auszusprechen, weil sie einfach RIIIIIESIG sind. Ziele, von denen ich nicht weiß, wie ich sie erreichen kann, nur dass ich sie erreichen will. 

Alleine hätte ich das nicht geschafft. Dazu habe ich immer wieder Unterstützung benötigt und mir Hilfe geholt. Ja, ich habe auch wirklich Geld dafür ausgegeben und Coaches bezahlt mir zu helfen. Das war nötig. Ich hatte ja fast 40 Jahre völlig anders gedacht. Da war auch immer noch diese kleine Projektleiterin in mir, die immer wieder Dinge sagte wie „Jetzt fang mal an mit deiner Rückwärtsterminierung!“ oder „Was sind denn die einzelnen Arbeitspakete?“.

Solche Sätze erzeugten in mir immer wieder Widerstand. Und ich wollte jetzt doch keine Zeit mehr verschwenden. Ich wollte keinen langsamen Prozess, mit gefühlten 1000 Rückschlägen und es mir selbst immer wieder zerreden. Ich bin so ein All-in-Mensch. Ich wollte schnelle, leichte Veränderung, damit ich dann wirklich durchstarten kann. Dafür habe ich also wirklich nochmal in mich investiert. Das hat sich unglaublich gelohnt für mich.

Und da bin ich wieder zurück an meinem Ausgangspunkt. Ich liebe Veränderungen und ich folge meinem Gefühl. Und jetzt hat mein Gefühl eine Leitlinie. Ich weiß, was ich eines Tages erreichen will und so entdecke ich viel leichter die Chancen, die so in mein Leben geflogen kommen, und die in die richtige Richtung führen.

Zielstrebig dank großer Ziele

Dank meiner riesigen Ziele, in die ich mich jeden Tag hineinfühle, habe ich immer wieder den Mut, meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren. Denn Ziele entwickeln sich unterwegs. Ich ändere sie immer wieder. Ergänze sie. Detailliere sie. Oder ersetze Teile davon komplett. Früher dachte ich tatsächlich, dass ich Ziele nicht ändern darf, wenn ich sie einmal gesetzt habe. Dass ich sie dann erstmal erreichen muss, bevor es von dort aus weiter geht.

In meiner alten Job-Welt nannte man das „moving Target“ und die sind böse. Ich muss gerade lachen. Ich hatte früher wirklich Stress auf Ziele. Vielleicht nennt Holger diese neue Art der Ziele auch deswegen UnZiele. Denn sie sind wirklich komplett anders.

Früher habe ich auch gedacht, dass sich Zielstrebigkeit und Lebensfreude widersprechen. Heute bin ich so dankbar für die Erkenntnis, dass sie zusammengehören wie Pommes und Mayo. Jedenfalls in meiner Welt.

Apropos meine Welt. Vielleicht fragst du dich ja, was sich bei mir mit den UnZielen alles verändert hat.

Erstens: Ich bin keine Projektleiterin mehr. Ich habe meinen Job gekündigt und mich selbständig gemacht. Heute bin ich HypnoseCoach und helfe Menschen dabei ihren inneren Kompass wieder zu finden: ihre Gefühle. Die sind nämlich dein allerwichtigstes „Tool“ um deine UnZiele zu finden und auf dem Weg zu navigieren. Warum viele von uns ihre Gefühle nicht so richtig wahrnehmen und wie du das ändern kannst, das ist eine andere Geschichte. Wenn du neugierig bist, schau doch mal auf meiner Seite vorbei 

Zweitens: Ich lebe in einer unvorstellbar glücklichen Beziehung und wir haben so viele großartige, gemeinsame Träume. Wir wachsen an einender und miteinander und beflügeln uns gegenseitig. Ich hatte nie geglaubt, dass Freiheit und Geborgenheit gleichzeitig gehen, aber als ich mir darüber klar wurde, dass ich genau das will, ging es doch.

Glückliche zielstrebige Frau
Zielstrebigkeit durch Lebensfreude und fühlbare Ziele. Foto von Fernando Brasil on Unsplash

Drittens: Ich liebe mein Leben jeden Tag und warte nicht mehr darauf, dass irgendetwas passiert, was mich glücklich macht. Ich habe das komplett selbst in der Hand. Immer. Das ist das wundervollste Gefühl überhaupt.

Viertens: Ich habe mich von den Zielen anderer befreit. Denn meine Gefühle und meine UnZiele leiten mich dahin wo ich mich gut fühle. Was auch immer in unserer Gesellschaft als erstrebenswert gilt oder die Werbung uns Glauben machen will. 

Unterm Strich, bin ich jetzt einfach ich. Durch und durch. Und ich freue mich jeden Tag so sehr auf meine Ziele, als ob ich schon da wäre. Ha! Das ist vielleicht die Quintessenz der UnZiele. Wenn du dich beim Planen schon so freust, als ob du es schon erreicht hast, dann hast du es schon erreicht. Fühl da mal drüber nach. ?

Marathon als Weg zum Ziel

Zu meiner Schulzeit war ich leidenschaftliche Handball-Torhüterin. Ich trainierte mehrmals die Woche. “Gutes Training ist der Weg zum Ziel” dachte ich mir. Und ich freute mich besonders auf die Turniere, meine Saison-Highlights.

Eine Saison glich der Anderen. Training, Training, Training. Dann die großen Turniere.

Bis ich eines Tages, nach bereits mehreren Spielen an dem Tag bei einem solchen Turnier im Tor stand und meine Mannschaftskameradinnen über das Feld laufen sah – hin und her. Ich fragte mich, wie viel sie eigentlich insgesamt laufen. “Da könnte ich ja glatt einen Marathon laufen”. Das war mein erster Gedanke an einen Marathon. Jedoch verschwand er auch wieder so schnell, wie er aufgetaucht war und das für viele Jahre bis 2013.

Doch verschwand er nie ganz. Im Jahr 2013 war in meiner Firma ein Stadtlauf mit einem Halbmarathon ausgeschrieben. Und ich merkte, dass ich es gerne wüsste. Schaffe ich einen Halbmarathon? Wie wäre das Gefühl auf dem Weg zum Ziel? Doch leider konnte ich nicht teilnehmen, da ich beruflich genau zu diesem Datum auf einer Fortbildung war. Zwar fand ich es sehr schade, doch gleichzeitig freute sich ein Teil von mir, dass ich mich dieser Herausforderung nicht stellen musste. Und wieder war der Gedanke damit erst mal abgehakt. Für genau 712 Tage.

Der Halbmarathon als Weg zum Ziel: Marathon

Nicht ohne gezieltes Training

2015 dann gab es allerdings keine Ausrede mehr. Ich zögerte, ob ich das als Gelegenheits-Läuferin wirklich schaffen könnte und beriet mich mit einem damaligen Freund und Lauftrainer.

Er war zuversichtlich, dass ich einen Halbmarathon mit gezieltem Training laufen könnte, doch an der Zielzeit zweifelte er. Jetzt war es soweit. Mein Ehrgeiz war gepackt und ich meldete mich an. Es gab es kein Zurück mehr und ich wollte es durchziehen. “Träumen oder Machen” war meine damalige Devise. Also suchte ich mir aus einem Lauf-Buch einen Trainingsplan raus und fing mit meinem Training an.

Gezieltes Training war im Gegensatz zu meinem bisherigen laienhaften Hobby-Training eine große Umstellung. Ich machte viele Fehler und nutzte so fast jede Lernchance, die sich mir bot.

Schritt für Schritt zum Marathon als Weg zum Ziel

Dennoch merkte ich schon bald eine große Verbesserung meiner Fitness. Ich war auf meinem Weg zum Ziel und trainierte hart für meine Zielzeit von unter 2 Stunden. Ich meldete mich bei einem Triathlonverein an, um Unterstützung und Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Leider bekam ich dort nur sehr wenige für mich nützliche Tipps.

Mit jedem Tag rückte der Halbmarathon näher und in den letzten Trainingseinheiten bin ich meiner Zielzeit schon sehr nahe gekommen. Das war für mich die Bestätigung: Ich konnte es schaffen. Der Weg zum Ziel war frei!

Halbmarathon in Stuttgart

Sehr aufgeregt und hin und hergerissen bin ich also am Tag des Stadtlaufs zum Startpunkt gegangen. Ich wusste, dass ich es schaffen kann und dennoch fragte ich mich immer wieder, ob ich auch an diesem Tag meine Leistung abrufen kann.

Der Startschuss fiel und ich lief und lief und lief. Und nach 1h53min genoss ich die letzten Meter auf meinem Weg zu Ziel. Die Stimmung trug mich und ich war Überglücklich. Ich war in diesem Moment zwar einfach nur k.o. doch gleichzeitig so überwältigt von den Emotionen, dass ich meine Erschöpfung erst viel später richtig spürte.

Wenn Laufen zur Gewohnheit wird

Da für mich inzwischen das Laufen zu einem festen Bestandteil meines Tages geworden war und es mir so gut tat, wollte ich an diesem Punkt nicht aufhören. Die Gedanken an den Weg zum Ziel beim Halbmarathon waren noch so präsent und ich fragte mich, ob ich vielleicht doch auch einen Marathon in ähnlichem Tempo laufen könnte. Also in weniger als 4 Stunden.

Diese Frage ließ mich nicht mehr los und so meldete ich mich mit zitternden Händen zum Marathon an.

Wie ich mich zum Marathon motivierte

Ich wollte es all den Zweiflern zeigen

Ich trainierte nun seit 3 Monaten, war völlig k.o. vom Halbmarathon und wollte in nur 3 weiteren Monaten einen Marathon laufen. Die meisten Leute in meinem Umkreis hielten mich für verrückt. Genau das spornte mich noch mehr an. Ich wollte für mich meine Komfortzone verlassen und diesen Marathon laufen. Natürlich wollte ich es auch allen Zweiflern zeigen. Ich erzählte fast überall von meinem Ziel. Damit setzte ich mich zwar selbst noch etwas mehr unter Druck, denn blamieren wollte ich mich auf keinen Fall. Doch es half mir sehr auf dem Weg zu meinem Ziel. Denn so trainierte ich fleißig bei Sonnenschein wie auch bei Regen. Ich erhöhte sogar die Häufigkeit und Intensität meines Trainings. Ich wollte es unbedingt schaffen und träumte weiterhin von meinem Zieleinlauf unter 4 Stunden.

Fanny Theymann entdeckt den Marathon als Weg zum Ziel

Regelmäßige Nachfragen wie denn das Training läuft und wie viel ich am Wochenende gelaufen bin motivierte mich regelmäßig aufs Neue. Selbstverständlich waren auch immer Zweifel da, aber ebenso unglaubliche Motivation und ich glaube ich war noch nie vorher so diszipliniert und zielstrebig gewesen.

Der Rückschlag

Die ersten Wochen des Trainings liefen gut und nach Plan. Doch dann bekam ich eine Verletzung im Bein und durfte nicht laufen – 6 Wochen lang. Ich fragte mich nur einen Moment ob es das Aus für mein Ziel ist. Doch diese Frage konnte ich entschieden mit Nein beantworten, so sehr wollte ich diesen Marathon laufen. Ich war zwar enttäuscht und dennoch war ich mehr denn je auf mein Ziel fokussiert.

Nach wenigen Tagen waren die Schmerzen verschwunden und ich durfte und sollte sogar Gehen und das Bein bewegen. Damit nahm ich mein Training wieder auf. Diesmal nicht laufend sondern gehend. Es kostete mich fast doppelt so viel Zeit – Tag für Tag. Wochenends bin ich die langen Laufeinheiten von 30 km gegangen und war stundenlang unterwegs. Doch ich konzentrierte mich auf mein Ziel. Andere Dinge wurden unwichtig und mussten einfach zurückstecken. Ich wollte diesen Marathon finishen.

Unter diesen Umständen geriet auch die Zielzeit von unter 4 Stunden etwas in den Hintergrund, doch sie blieb in meinem Kopf wie eingebrannt. 3 Wochen vorm Marathon durfte ich wieder richtig trainieren und so absolvierte ich die letzten Laufeinheiten voller Vorfreude aber auch mit Respekt.

42,195 km sind, wie ich im Training feststellen durfte, in der Tat eine große Distanz und ordentliche Herausforderung. Am Tag des Marathons stand ich sehr früh auf und fuhr ich mit ordentlichem Herzpochen die Strecke zum Ort des Marathonlaufs.

Der Weg zum Ziel beginnt

Ein erfahrener Ironman und Marathon-Läufer wollte mich während des Laufs begleiten und meinen Pace-Maker (Zugläufer oder in seinem Fall auch Antreiber) machen. Das beruhigte mich etwas. Dennoch war ich tierisch nervös.

Doch dann viel der Startschuss und ich lief einfach los. Es gab mit jedem Kilometer unzählige verschiedene Gedanken, doch ich lief immer weiter und weiter.

Einsteinmarathon in Ulm

Die marathon Strecke

Die erste Hälfte des Marathons war für mich einfacher als der Halbmarathon zuvor und dennoch gab es Zweifel, ob ich noch einmal dieselbe Strecke, also die zweite Hälfte, laufen kann.

Es gab jetzt allerdings kein Zurück mehr. Wenn ich jetzt aufgeben würde, dann hätte ich zu viel dafür bezahlt. Ich war 1000 Trainingskilometer für diesen Marathon in den letzten 6 Monaten gelaufen bzw. gegangen. Und bereits die Hälfte meines Marathons lag hinter mir.

So wurde es mit jedem weiteren Kilometer immer absurder aufzugeben. Ich hatte zwar unglaublich schmerzhafte Blasen an den Füßen aber sonst war ich noch fit und konnte noch einen Schritt machen und noch einen usw. Ja es war anstrengend und mühsam. Aber es war ja auch kein Spaziergang.

Körperlich war ich so fit auch die letzten paar Kilometer noch zu laufen und in Gedanken stellte ich mir bereits vor, wie ich über die Ziellinie laufe. Es war zwar fraglich, ob ich meine Zielzeit erreiche, doch ich gab mit jedem Schritt mein Möglichstes. Ich machte immer nur den einen Schritt – Schritt für Schritt.

Dann waren es nur noch 2-3 Kilometer und ich wusste, ich würde in wenigen Minuten durch das Ziel laufen. Als am Rand eine Zuschauerin dann anfeuerte und sagte es sei nur noch knapp ein Kilometer überwältigten mich die Emotionen. Ich  war ergriffen von den Erlebnissen auf dem Weg bis zu diesem Ziel und unendlich stolz auf meine Leistung.

Je mehr ich dann in Richtung Ziel lief, desto mehr Zuschauer standen am Rand und gefühlt wurde ich getragen. Ich begann zu fliegen und lief mit einer Leichtigkeit als wäre ich gerade erst losgelaufen und unter Tränen in das Ziel nach 3h:56 min umgeben von 1000 klatschenden Zuschauern ein.

Fanny Theymann beim Halbmarathon in Ulm auf dem Weg zum Ziel

Das war der bis dahin bewegendste Moment in meinem Leben. Ich hatte so viel in der letzten Zeit über mich lernen dürfen. Eines davon war, dass ich mir mehr zutrauen und mehr an mich glauben darf, auch wenn Andere es nicht tun. Eine solche Leistung ist vielleicht für Andere unvorstellbar, aber das hat Nichts mit mir zu tun.

Dabei hat mir sehr geholfen, dass ich mich vorher mit meiner Ziele-Strategie auseinandergesetzt habe und wusste, wie ich mich immer wieder motivieren kann. Ich glaube sogar, dass ich ohne das Wissen mein Ziel nicht erreicht hätte, weil ich an irgendeinem Hindernis vorher aufgegeben hätte.

Inzwischen bin ich schon mehrere Marathons gelaufen und helfe Anderen mit dem Laufen zu beginnen und evtl. ebenso einmal einen Halbmarathon oder Marathon zu laufen.

PABSBRAGÖR: 7 Ziel Kriterien für wohlgeformte Ziele

Neben SMART, PURE und AROMA ist PABSBRAGÖR weiteres Hilfsmittel aus dem NLP zur Formulierung wohlgeformter Ziele.

Ziele Kriterien helfen, Ziele von Träumen oder Ideen zu unterscheiden. (Und sie dann auch zu leben!)

Ein Ziel ist ein Traum mit Termin

unbekannt

Und nicht nur mit Termin 😉

Ein Traum ist die perfekte Basis für ein motivierendes Ziel. Träume gründen meist in unseren tiefen Ängsten und Bedürfnissen. Damit werden sie zum Ausdruck sehr starker Triebfedern in unserem Leben.

Wenn wir nun ein Ziel verfolgen wollen, ist es hilfreich, eine starke Motivation als Basis zu haben.

Für die Emotion hinter einem Ziel gilt:
Je stärker, desto unaufhaltsam 🙂

Holger Theymann

Hast Du einen starken, emotional geladenen Traum? Dann gilt es, aus ihm motivierende und konkrete Ziele erwachsen zu lassen.

Hierfür ist PABSBRAGÖR hervorragend geeignet. Und im Gegensatz zu den SMART Ziele Kriterien, wird hier auch noch mal der Ökocheck gemacht. Also überprüft, ob das Erreichen des Ziels für dich wirklich gut ist.

Die besten Ergebnisse werden bei sehr konkret und pedantisch formulierten Zielen gemacht. Das klingt im ersten Moment lästig, zahlt sich aber auf lange Sicht aus. Denn solltest du dein Ziel nicht nach diesen Ziele Kriterien formulieren können, ist das ein Zeichen, dass vermutlich dein Ziel so nicht passt oder nicht zu dir passt.

Doch jetzt nimm dir gerne angemessen Zeit und formuliere dein Ziel.

Was ist “Angemessen”?

Das hängt natürlich von deinem Ziel ab. Geht es um ein Lebensziel, sind mehrere Tage oder Wochen, die in die konkrete Zielformulierung fließen gut investierte Zeit. Hier darfst du auch pedantisch sein und auch bei kleineren Unstimmigkeiten nachbohren und mit Coach oder Mentor darüber sprechen.

Geht es darum den Müll runter zu tragen, würde ich mich mit der Formulierung nicht lange aufhalten, sondern auf dem Weg mein Ziel formulieren 😉

Kurz: Der Nutzen steht im Vordergrund. Doch VORSICHT: Wenn du (wie ich) dazu neigst, an dieser Stelle zu sagen: “Ach, dann kann ich das ja mal schnell machen und kurz fassen”, sei gewarnt: Geh vorsichtshalber mal davon aus, dass 80% aller nicht erreichten Ziele auch nicht präzise formuliert waren. Wenn es dir also wichtig ist, nimm dir die Zeit, es gründlich zu tun.

Die Buchstaben in PABSBRAGÖR stehen für:

Erläuterung:

Das “P” aus PABSBRAGÖR: Positiv

Dein Ziel soll positiv formuliert sein, also keine “Verneinung” enthalten.
Statt “Ich will nicht mehr meine Ziele aufschieben” wäre also “Ich gehe meine Ziel sofort an” die positive Formulierung.
Der Trick ist, den Fokus auf das positive Ziel zu richten.

Das “AB” aus PABSBRAGÖR: Aktive Beteiligung

Wenn du dein Leben in der Hand haben willst, dann musst du auch zu 100% Verantwortung übernehmen. Deine Ziele sind also zu 100% von dir selbst erreichbar. Denn sonst baust du dir den Frust mit ein, da du nie weißt, ob Andere wirklich so handeln, wie du es dir erhoffst.
Du kannst beispielsweise ackern wie ein Tier, doch ob dein Chef dir deswegen die Beförderung bewilligt, liegt nicht in deiner Hand.

Das “S” aus PABSBRAGÖR: Spezifisch

Das Ziel soll präzise definiert sein. So, dass ein unbefangener Dritter es anhand der Beschreibung eindeutig versteht. Hierbei darf durchaus VAKOG verwendet werden. (Beschreiben mit allen Sinnen: Was siehst, hörst, fühlst, riechst und schmeckst du, wenn du dein Ziel in Gedanken erlebst?)

Das “B” aus PABSBRAGÖR: Beweis

Woran erkennst du eindeutig (oder auch dieser unbefangene Dritte) dass du dein Ziel erreicht hast? Wenn du des Morgens in deinem Bett aufwachst: woran erkennst du, dass es erreicht ist?

Das “R” aus PABSBRAGÖR: Ressourcen

Was benötigst du, um dein Ziel zu erreichen? Mache eine Bestandsaufnahme. Was hast du schon? Was brauchst du noch um dein Ziel erreichen zu können? Hierbei können Ressourcen z.B. Menschen, Fähigkeiten, Gegenstände, Unterstützer oder auch Coaches sein.

Das “AG” aus PABSBRAGÖR: Angemessene Größe

Welche Zielgröße motiviert dich optimal? Müssen deine Ziele gigantisch sein, damit du voller Motivation loslegst? Oder willst Du erst mal kleine Brötchen backen und dich an den vielen, kleinen Erfolgen erfreuen?

Das Geheimnis: Du kannst beides verbinden! Große Ziele sind wie Leitsterne. Sie geben eine Richtung. Doch für die ausdauernde Motivation sind Etappenziele hilfreich. Bei kleinen Zielen darfst du hinterfragen, zu welchem größeren Ziel oder Bedürfnis dieses kleine Ziel zugeordnet ist. Und plötzlich entsteht sogar hinter einem kleinen Ziel ein großer Leitstern.

Das “ÖR” aus PABSBRAGÖR: Ökologie-Rahmen

Welchen Preis musst du für das Erreichen dieses Zieles zahlen? Zeitlich? Emotional? Finanziell? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Und ist es dir das wert? Hier darfst du sehr ehrlich mit dir selber sein. Denn so schön das Ziel auch sein mag: wenn du bei den Versuchen es zu erreichen, dir mehr Schaden zufügst als Nutzen, dann wäre es gut lieber von Anfang an die Finger davon zu lassen.

Abgrenzung: PABSBRAGÖR vs. SMART

Ein wesentlicher Unterschied zum Business-Klassiker SMART ist der Ökocheck, mit dem überprüft wird, ob es dir auch gut tut, dein Ziel zu erreichen.

Zielekriterien sind nicht Alles

12 gute Tipps, wie du deine Ziele leichter erreist, erfährst Du in diesem Artikel.

zieltraum